Die andere Seite der Dornen I

Hans Kobalt duckte sich weiter. Zwei Tage und drei Nächte überstanden. Das Bellen der Hunde kam jetzt direkt von vorne. Mit immerhin einen Meter und zweiundneunzig Zentimetern Größe und über hundert Kilo Gewicht hier mit dem Gelände zu verschmelzen war nicht ganz leicht. Und das am Tag drei seiner Flucht, kurz nach dem Aufgang der Sonne und viel zu wenig Schlaf. Der Wald bestand hier aus hohen Tannen, einigen Laubbäumen und einigen Büschen am Boden. Ein eher typischer Mischwald der recht bald zur Ernte anstand. Dazu einige aus dem nach Norden leicht abschüssigem Boden ragenden Steine und Felsen. Hans schob seinen Arm über den Boden und drehte ein paar Blätter um. Der Arm in der Tarnjacke war vor dem Hintergrund des schmutziggrauen Bodens mit den Blättern des letzten Jahres kaum zu erkennen und er wusste, aus einer Handvoll Metern war er nicht zu sehen. Die Hände in den grünbraunen Handschuhen waren nicht besser zu erkennen und sein Gesicht unter der verschmierten schwarz-grün-braunen Fettschminke war selbst von nahem nur zu erkennen, wenn man das Weiß der Augen sah. Er schob den Ärmel vorsichtig über seine Uhr. Oft waren es die Kleinigkeiten, an denen ein Plan scheiterte. Er sah nach oben. Es war Tag drei der Flucht und es war morgens nach Sonnenaufgang.
Er lag nicht direkt hinter einem von den Felsen, denn dort würden die Polizisten zuerst nachsehen. Er lag in einem flachen Graben gut in der Mitte einer kleinen, gut zu überblickenden Lichtung. Abgedeckt hatte er sich dazu mit einer dicken Schicht brauner Blätter. Sein Atem ging flach, er versuchte sich zu entspannen, um noch besser mit der Umgebung zu verschmelzen und zu verhindern, dass sein Atem und damit sein Brustkorb eine Bewegung hervorrief. Diesmal fiel ihm das schwer, die Wut in seinem Bauch war nicht wirklich verschwunden. Dabei war das seine Hoffnung gewesen, mehr als alles andere auf der Welt hatte er gehofft, wenn seine Aufgabe erfüllt war, Frieden zu finden. Aber scheinbar war das ein Trugschluss gewesen, ein Trugschluss, dass der Tod von Menschen ihm zu seinem eigenen Frieden verhelfen konnte.
Die Polizisten waren bereits zu hören. Sie kamen rasch näher und nur Sekunden später konnte er die ersten Polizisten erkennen. Sie sahen die wachsamen, zusammengekniffenen Augen nicht, die nur wenig über den Rand des flachen Grabens hinaussahen.
Der Erste näherte sich von halb links durch den Wald und kam genau auf ihn zu. Ein schlanker, hochgewachsener Kerl mit Igelfrisur der aussah, als wäre der grüne Overall ein bisschen zu kurz. Direkt neben dem Igel kam im Abstand von vielleicht fünf Metern eine etwas dickliche Polizistin in Sicht. Hans sah, die Polizisten marschierten schnell und das kleine Moppelchen hatte deutliche Mühe auf der Höhe ihrer männlichen Kollegen zu bleiben. Unwillkürlich grinste Hans in den Moder, die alten Blätter und den Boden hinein. Der Geruch nach diesem Moder, nach Zerfall, Feuchtigkeit und schwerem, schwarzem Boden stieg in seine Nase.
Auch hinter ihm war nun etwas zu hören. Ein Knacken von Ästen, vermutlich ebenfalls Schritte. Aber den Kopf jetzt wenden hätte ihn verraten können. Für jeden Beobachter, vor allem wenn er versucht etwas zu finden, sind Bewegungen viel leichter zu sehen als alles, was still liegt oder steht. Niemand würde für diese Lichtung mehr als einen Blick verschwenden. Alles war doch auf Anhieb zu überblicken. Der Waldrand und jede exponierte Stellung war gefährlich. Stellen, wo das Auge unwillkürlich hängenbleibt. Dort wo man eigentlich alles sah, oder zumindest glaubte auf Anhieb alles zu erkennen, dort muss man sich verstecken, verschmelzen mit dem Boden und man blieb unsichtbar. Hans entspannte sich noch einmal ganz bewusst. Flach durch die Nase einatmen, ruhig durch den Mund
ausatmen, dabei versuchen mehr auszuatmen als einzuatmen. Hans konzentrierte sich auf die Atmung, verwendete PMR - Stressmanagement – Techniken, um völlig ruhig zu werden. Sein Entspannungswort fiel ihm ein und er flüsterte es in seinem Kopf. Es war,
als würde sein Körper direkt ruhig werden, weicher, flexibler und sich noch besser dem Boden anpassen. Es war ohnehin die einzige Chance, die ihm hier noch blieb.
Der Polizist kam weiter auf ihn zu. Nur noch etwa fünfzig Meter, vielleicht fünfzig große Schritte trennten ihn von Hans. Plötzlich blieb er stehen. Jemand rief etwas. Ein weiterer Polizist lief auf den ersten Polizisten zu. Ein Mann mit geschorenem Kopf und eine Sportlerfigur. Die beiden besprachen leise etwas. Auch die junge Polizistin kam schwer atmend zu den beiden, blieb stehen und stützte sich mit beiden Händen in der Hüfte ab. Der Erste hatte zu seinem Funkgerät gegriffen. Einige Sekunden sprach er hinein und hörte dann wie die beiden anderen zu. Die Polizistin ließ ihren Blick schweifen.
Dann zeigte sie plötzlich auf Hans und sagte etwas zu den beiden männlichen Polizisten. Die beiden blickten auf und alle drei rannten sofort auf ihn zu. Er war entdeckt. Trotzdem bewegte Hans sich nicht. Er schloss seine Augen und unwillkürlich ballten sich zwei Fäuste. Aber sie würden ihn aus seinem Graben herauszerren müssen, um ihn zu bekommen. Die Wut wurde fast unerträglich. Sie stieg aus dem Bauch nach oben und in seine Brust und er würde sie hinauslassen müssen. Seinen Verfolgern seine Wut ins Gesicht spucken, ihnen ins Gesicht schlagen und erst aufhören, wenn die ganze Wut weg wäre. So kurz vor dem Ziel noch zu scheitern. Aber niemand zog eine Waffe. Konnte es sein, dass…Die Polizisten waren heran. Aber sie kümmerten sich überhaupt nicht um ihn. Der erste, der Lange mit dem zu kurzen Overall, sprang direkt über ihn hinweg. Die Polizistin sprang direkt hinter ihm und vor Hans über den Graben. Sie erreichte die andere Seite des Grabens aber nicht, sondern landete mitten im Graben. In Hans linker Hand explodierte der Schmerz und fast hätte er aufgeschrien, biss die Zähne aber fest zusammen. Die Frau blieb stehen, ging in die Hocke, Hans lag nun hinter ihr, keinen ganzen Schritt entfernt und sah ihr zu wie sie den Schnürsenkel ihres rechten Stiefels neu schnürte. Er hätte ihren Hintern tätscheln können. Sie schnaufte wie eine alte Dampflock und Hans ging davon aus, dass das neue Arrangements ihres Schnürsenkels der eigenen Kondition geschuldet war. Aber sie sah sich immerhin nicht um und die Augen des Mannes im Graben, bedeckt von den Blättern, das rechte Bein unter einen umgestürzten Baum geschoben, entgingen ihr. Dann erhob sie sich schnaufend und ging dann schnell weiter, während Hans sie leise schimpfen hörte. Die beiden Polizisten hatten nicht auf sie gewartet. Aber wichtiger war, die Polizisten hatten ihn nicht gesehen. Irgendetwas anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, etwas hinter ihm. Das Knacken vor einigen Sekunden war auch hinter ihm gewesen. Hans öffnete und schloss seine Hand einige Male. Gebrochen war scheinbar nichts. Er hatte Glück gehabt, das seine Hand flach auf dem Boden lag als der Stiefel der Frau sie traf, denn sonst wäre sie sicher übel verletzt worden. Aber eine schmerzhafte Prellung blieb zurück, aber welch ein geringer Preis für ein deutliches Wachsen seiner Fluchtchancen. Die rechte Flanke der Einsatzhundertschaft war nun an ihm vorbei. Damit war er hinter den Linien der Suchenden und trotzdem, wer nun diese Lichtung gesehen hätte, hier bewegte sich nichts. Noch einige Minuten wartete er ab. Als nur noch die Geräusche des Waldes zu hören waren, schob er zuerst das obere Teil seines Ghillie-Suit zurück, welches er aus einem Stück Tarnnetz und Sackleinen gemacht hatte und erhob sich dann langsam. Ein kurzer Blick in die Runde, niemand war zu sehen. Er brachte seinen Liegeplatz in Ordnung in dem er die Blätter richtig hinlegte und die Blätter mit feuchter Unterseite schnell umdrehte. Dann griff er in eine der Taschen seiner Weste und holte ein kleines Päckchen mit einem graugrünen Pulver heraus. Pfeffer. Er streute den Pfeffer großzügig über den ganzen Platz und die Lichtung und marschierte dann weiter den Berg herab.

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Das Haus selbst war noch so wie er es in Erinnerung hatte. Das fast schwarze Fachwerk, ausgemauert mit rotem Ziegelstein, über einem Stockwerk aus grauem, schwerem Naturstein. Ein Stockwerk, welches auf ein vorhandenes Gebäude, vielleicht auf eine Ruine aufgesetzt worden war. Das war nur der erste Anblick, kaum zu erkennen, mehr zu erahnen, denn überall wuchs der Efeu an den Wänden.  Das Dach gedeckt mit schweren Platten aus buntem Sandstein, der diesen eigenwilligen fast dunkelvioletten Farbton hatte und nun zum großen Teil mit dicken grünen Moosplatten überwachsen war. Ein Anblick, ein bisschen wie aus einem Märchen. Ein schweres, wuchtiges Haus welches wehrhaft wirkte wie ein alter Mann, der mit seinem Spaten auf seiner eigenen Scholle steht und den nichts und niemand je entfernen konnte. Die Wehrhaftigkeit lag vor allem auch an der Gestaltung der Mauern, die sich nach oben hin ein wenig verjüngten und einer Mauerdicke, die an vielen Stellen im unteren Bereich fast einen dreiviertel Meter betrug. Der untere Teil wirkte, als wäre er einmal Teil von etwas sehr Wehrhaftem gewesen. Die Fenster unten waren schmal und wenn sie auch für echte Schießscharten viel zu breit waren, so wirkten sie doch wie welche. Der Eindruck der Wehrhaftigkeit wurde unterstützt durch die schmiedeeisernen Gitter vor den Fenstern. Der märchenhafte Character wurde durch die verschnörkelte Form der Gitter nur noch mehr betont.
Die Tür war vorne, direkt hinter fünfzig Meter völlig überwucherten Vorgarten. Der Weg, irgendwer musste ihn in den Sechzigern mit hässlichen Waschkiesplatten verzieren, war an vielen Stellen schon überwuchert. Die Tür, aus altem, dunklem Holz mit dicken Eisennägeln, passte wieder zur Wehrhaftigkeit und wirkte, als wäre sie schon Jahrhunderte alt und vielleicht war sie das auch. Wider Erwarten war sie nicht zu schwer zu öffnen, etwas Öl, der Schlüssel ließ sich dann fast anstandslos drehen, es knirschte nur etwas, ein schwerer Riegel verschob sich und schon öffnete sich die Tür zur breiten Diele. Der Boden war hier mit einem Bauernmosaik versehen. Kleine grauweiße Steine mit einem bunten Blumenmuster in der Mitte und einer ebenso bunten Umrandung eine Handbreit entfernt von der Wand. Sein Großvater hatte erzählt, dass hatte ein Bauer aus einem Nachbarort als Sühne machen müssen.
Dabei hatte er immer laut gelacht und es war ein offenes, lautes, tatsächlich fröhliches Lachen so, als wäre das Ganze ein wirklicher Witz. Hans hatte den Witz nie verstanden. Links und rechts standen Truhen in der Diele, hier und da gab es Spinnweben, aber es roch staubig und nicht nach Feuchtigkeit, Schimmel und Verfall. In den Räumen standen die abgedeckten Möbel, die noch seinen Groß- oder Urgroßeltern gehört hatten. Massive Holzmöbel, die Jahrhunderte überdauern konnten und zum Teil sicher auch hatten und vom Alter so dunkel geworden waren, dass sie fast schwarz wirkten. Das Wohnzimmer war sicher noch deutlich älter als viele Teile des Hauses vorne. Gemauert aus Naturstein ein mächtiger Kamin, der auch reichen würde, um ein großes Wildschein zu rösten und von altem Teppich bedeckte eichene Holzdielen, die dunkel glänzten und sicher auch in einer Ritterburg hätten liegen können. Hans ging durch die Diele in den Wohnraum. Seine Hand strich über die Laken, unter denen sich die Möbel befanden. Staub wirbelte auf. Das Haus
war zweigeschossig mit einem geräumigen Dachboden. Oben waren die Schlafräume unten die Gemeinschaftsräume. Langsam kamen wieder einzelne Erinnerungsbruchstücke an die Oberfläche. Er ging die Treppe nach oben. Die Stufen knarrten und seine Schuhe hinterließen Abdrücke im Staub. Aber immerhin, nirgendwo sah es aus, als würde es größere Schäden geben. Hans bemerkte ein warmes Gefühl nach Heimkommen in sich aufsteigen.
Oben gab es das Schlafzimmer der Großeltern, es ging in Richtung des Parkplatzes nach vorne. Davor auf der einen Seite die Zimmer der Kinder und gegenüber das Schlafzimmer seiner Eltern. Nach hinten, zum Garten hin gab es noch einen Arbeitsraum. Es war eine Art Büro gewesen und Hans sah wehmütig amüsiert über den staubbedeckten Schreibtisch, die Bücherregale mit alten Büchern und Akten, die sogar noch älter aussahen. Durch das Fenster fiel nur dämmerlich-grünes Licht herein. Efeu hatte das Fenster schon vor langer Zeit überwuchert und ließ nur wenig Licht hinein. Die Kinderzimmer waren genauso, wie er sie in Erinnerung hatte. Seine Hand wanderte über die Markierungen im Türstock. Das S für seinen Bruder und sein H. Hier gab es die Größenmessungen seiner Mutter im massiven Holz des Türstocks noch immer zu betrachten. Spielzeug stand noch im Regal. Lego, Playmobil, Bücher. Hier hatte sich tatsächlich nichts verändert, wirklich Garnichts. Es war, als hätten seine Großeltern darauf gewartet, dass er und sein Bruder wiederkamen. Aber sie waren mit der Mutter dem Vater gefolgt, so lange bis er verschwunden war. Hans ging wieder in Richtung auf die Treppe. Hier gab es noch ein Badezimmer, sicher unerhört fortschrittlich damals, als es eingebaut worden war. Ein hässliches Objekt mit grauseligen Fliesen und einer noch hässlicheren Sitzbadewanne war es dafür heute. Er ging die Treppe wieder hinunter, dann links wieder in den Wohnraum dann weiter. Durch die Fenster nach hinten konnte er in den überwucherten Garten sehen. Für die Terrassentür hatte man die Mauer durchbrochen, das war zu sehen. Die Fenster waren nicht bodentief, sondern links und rechts der Tür und hatten wie vorne den Charakter von Wehrhaftigkeit.
Durch die Terrassentür war Efeu hineingewuchert und wuchs nun auf beiden Seiten der Tür. Er ging durch die nächste Tür, die knarrte als er sie aufstieß, als wäre er in einem üblen Horrorfilm und unwillkürlich musste er lächeln. Es gab so viele Erinnerungen hier. Eine falsche Drehung, ein Stuhl fiel um und eine kleine Wolke aus Staub tanzte in dem Sonnenstrahl, der durch ein Fenster in dem Raum fiel. Der Raum war derjenige der am ältesten aussah, für ihn. Es war die Küche, rechts der Herd wurde noch mit Holz befeuert, etwas, was seine Oma und auch seine Mutter geliebt hatten, daran erinnerte er sich genau. Der Kühlschrank, ja der hatte beim letzten Betrieb gebrummt, wie eine Katze auf Koks, war aber heile gewesen. Jetzt stand er zur Hälfte offen, der Stecker lag im Staub daneben. Hinten rechts in der Küche war eine Tür, die in den Keller führte. Hinten links ging es in den Vorratsraum. Er lächelte als er die alte Salami hängen sah. Verschrumpelt und mumifiziert hing sie noch immer an einem Harken. Früher hatte er die Salami bei den Großeltern geliebt. Es gab sie mit Senf auf Brot, dicke Scheiben und so viel man wollte. Auf den vielen Regalen war außer den Spuren von Mäusen nichts zu erkennen. Hans durchquerte den Sonnenstrahl in der Küche, seine Hand strich auch hier über die Küchenmöbel. Unter dem Staub kamen glänzende Möbel zum Vorschein, die Pflege der Oma wirkte auch nach so vielen Jahren noch. Er griff zum Türgriff, aber die Tür zum Keller war verschlossen. Hans sah sich um, kramte im Gedächtnis nach benötigten Informationen und richtig, er griff auf den nächsten Schrank, seine Hand tastete durch den Staub und fanden den Schlüssel. Aus dem Auto holte er eine Taschenlampe, dann ging er die Treppe in den Keller hinunter.

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Hans war nicht bewusstlos geworden, wie er es befürchtet hatte. Er war wach, sein Herz schlug wie das eines Kolibris und er sah das Wasser um sich herum höher steigen. Bitterkalt war es. Seine Nase blutete und schmerzte und er vermutete, sein Gesicht war auf dem Lenkrad aufgeschlagen. Erinnern konnte er sich daran aber nicht. Das Auto sank nun mit dem Bug als tiefsten Punkt schnell tiefer. Hans hörte das Bremsen der Autos auf der Mole und laute Stimmen. Oben sah er noch den Rest Tageslicht, dann war das Auto schon unter der Wasseroberfläche. Der Rückspiegel hatte im letzten Moment noch ein Bild gezeigt, bevor er im Wasser verschwand. Zwei Polizisten, die aus einem Auto stürzten und an der Mole standen. Hans suchte nach seiner Tasche, die von hinter dem Beifahrersitz. Sie lag jetzt anders, weiter rechts und war schwerer zu erreichen. Das Wasser stieg jetzt schnell und es reichte schon bis über seine Knie. Das Licht über ihm wurde schwächer, das Licht seiner Autoscheinwerfer verlosch vor ihm, es wurde langsam dunkel um ihn herum. Das Wasser stieg nun bis auf Brusthöhe und war bitterkalt. Es wurde Zeit, er musste jetzt…er atmete ein, tauchte mit dem Kopf unter Wasser und suchte mit der rechten Hand zuerst die Verriegelung des Gurtes und versuchte sie zu lösen. Der Gurt entspannte sich und seine Hände tasteten nach der Tasche. Irgendwo musste sie sein. Er tauchte wieder auf. Es war so kalt dieses Wasser und es stand nun schon bis zu seinem Kinn. Er musste bald an den Tascheninhalt kommen, sonst würde er ertrinken. Er atmete noch einmal tief ein und begann zu suchen. Da, da war die Tasche, er zog sie heran, zog das erste Teil heraus und zu sich nach vorne. Es waren die beiden Flaschen an dem Tarierjacket. Das Wasser war schmutzig und noch blieb ihm für vielleicht eine Minute Luft in seinen Lungen. Er konnte die Luft länger anhalten, aber das war nur möglich, wenn der Körper nicht unter diesen Stress stand. Das Wasser war dreckig und trübe und er sah fast nichts, musste sich auf seinen Tastsinn verlassen. Seine Hände suchten hektisch nach dem Mundstück der Luftflaschen und erste Panik kam in ihm hoch. Mit einem fast Überschlag hatte er einfach nicht gerechnet. Er war, vermutlich blauäugig, davon ausgegangen, dass das Auto einfach
sank und mit den Füßen, also Reifen auf dem Grund stehen würde. Jetzt war der mit dem Bug voran steil nach unten unterwegs. Es rumste vernehmlich, es ruckte, er war unten. Nein, er war an etwas gelandet, was das Auto gerade lautstark quietschend zur Seite schob. Metallschrott, um ihn herum war Metallschrott. Das war ein Problem, ein gefährliches Problem. Dann hatte er das Mundstück gefunden, steckte es in den Mund und drehte das Ventil an den Flaschen auf. Sofort konnte er atmen, sofort strömte frische, leicht metallisch schmeckende Luft in seine Lungen. Sofort war er ruhiger. Es rumpelte noch einmal, das Auto hatte den Grund erreichte, bewegte sich nicht weiter Hans drehte sich und versuchte die Tür zu öffnen. Aber noch war der Wasserdruck von außen zu hoch. Noch musste er einige Sekunden warten, bis das Wasser hoch genug gestiegen war und der Druckausgleich durchgeführt war. Lichtstrahlen draußen, da versuchte jemand mit einer starken Taschenlampe zu ihm zu leuchten. Er drehte an der Fensterkurbel, das Fenster öffnete sich und über sich sah er die Luftblasen wie Perlen an einer Schnur. Hans stemmte seine Füße gegen die Beifahrertür, drückte mit aller Kraft gegen die Fahrertür und langsam öffnete sich die Tür. Vor der Tür lagen Teile Schrott. Schon war der Rest Luft aus dem Auto entwichen. Eine große Luftblase stieg wabernd auf und verschwand im grünen Halbdunkel. Als ein Spalt offen war schob Hans die Tasche hinaus, atmete ein paarmal ein, um noch ruhig zu werden, streifte die Maske über, blies sie aus, legte dann den Bleigurt um, öffnete die Reisverschlüsse der Stiefel und schlüpfte hinaus, streifte dann
die Schwimmflossen über, während er noch auf dem Fahrersitz saß, die Füße draußen. So würde die ausgeatmete Luft im Auto hängen bleiben und konnte ihn nicht verraten. Er schob die Stiefel hinter den Sitz, als wären sie da schon eine Weile, schnallte sich die Flaschen mit dem Tarierjacket auf den Rücken, griff nach der Tasche und war draußen. Ein
tastender Griff, keine scharfkantigen Metallteile am Ausstieg. Der Taucher griff unter den
Einstieg, tastete einen Moment herum und fand einen Stelle, wo ein winziges Kästchen befestigt war. Er klickte es zur Seite, ein Schalter kam zum Vorschein, dessen rötlicher Widerschein zeigte, dass noch immer Strom floss, woher oder wohin auch immer. Die Hand tastete, drückte und das Licht erlosch. Das Kästchen wurde wieder über den Schalter geschoben. Ein letzte Aufgabe hatte der Toyota noch, er sollte die Spuren beseitigen. Hans schob sich erst am Auto vorbei, dann an den ersten Metalltrümmern, mit den Händen nach Hindernissen tastend. Er atmete nun schon ruhiger und schwamm los. Auf seiner Uhr waren seit dem Aufschlag etwa vier Minuten vergangen. Hans verschwand wie ein dunkler Schatten im noch dunkleren Wasser weg vom Auto, glitt mit den langen ruhigen Schlägen seiner Beine und ruhigen Atemzügen knapp über dem Grund an altem Schrott vorbei, schnell vom Auto weg, auf den Strom zu und tarierte dabei seinen Auftrieb aus. Seine Tasche hing an seiner Seite und derzeit versuchte sie noch nach oben zu treiben, dass würde sich nach ein paar Minuten ändern. Noch lange war er nicht in Sicherheit und wenn er aus dem Wasser gesehen hätte, da standen Polizisten, die ins Wasser starten aber ihn nicht sehen konnten. Ein paar telefonierten oder funkten und andere standen nur herum, beobachteten das Wasser. Einer hatte einen Rettungsring geworfen, der an einem nahen Geländer gehangen hatte, ein anderer suchte den Himmel nach einem angeforderten Hubschrauber ab, während der Taucher unten verschwand.
Erst in der Strommitte atmete Hans wieder ganz ruhig. Um seine Richtung zu halten, zog er einen Unterwasserkompass aus der Tasche und nachdem er Flussmitte erreicht hatte, schwamm er mit der Strömung weiter, benutzte die Flossen, um die Geschwindigkeit zu halten. Der Schwerpunkt der Bewegung war aber nicht die Geschwindigkeit, sondern der Kampf gegen die Kälte. Das bedingte, dass er nicht zu langsam werden durfte. Sein Körper musste davor bewahrt werden, zu schnell auszukühlen. Zu schnell durfte er sich aber auch nicht bewegen, dass würde auf seinen Vorrat an Luft in den Flaschen gehen. Die große Flasche auf dem Rücken hatte bei ihm etwa Luft für eine Stunde, wenn er, wie hier, nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche blieb. Die kleine Pony-flasche an seiner Seite vielleicht noch einmal eine Reserve von zehn Minuten, wenn er ganz ruhig blieb. Irgendwann hörte er ein Schiff, erst weit weg, dann nähernd, offensichtlich mit hoher Geschwindigkeit und kurze Zeit später glitt es über ihn hinweg. Er sah auf die Uhr, zwanzig Minuten, Vermutlich ein Polizeiboot mit Tauchern, die ihn aus dem Autowrack bergen sollten. Hans grinste unter seiner Maske und bekam Wasser in den Mund, was ihn dann noch einmal grinsen ließ. Unter ihm war das dunkle, fast schwarz wirkende Grün des Flusses genauso wie an seinen Seiten, vorn und hinten. Zu keiner Seite war etwas anderes als dunkles, grünes Wasser zu erkennen. Nur wenn er nach oben sah, konnte er die Helligkeit des Tages über dem Fluss sehen. Er atmete ruhig, konzentrierte sich, erinnerte sich an die Ausbildung, nahm die Ruhe des Flusses in sich auf, ließ die Strömung ihre Arbeit tun, schloss die Augen für einige Sekunden, glitt dabei weiter durch das Wasser. Schrott lag hier schon lange nicht mehr herum. Er musste weiter gut in Bewegung bleiben, ohne Neoprenanzug würde er schon in kurzer Zeit in Lebensgefahr sein. Aber ein Taucheranzug wäre unter der normalen Kleidung viel zu heiß gewesen und im versunkenen Auto hätte er ihn nicht anziehen können. Die Kälte fraß sich schon jetzt tief in seinen Körpers. Mit ruhigen, aber kraftvollen Schlägen trieb er sich jetzt vorwärts. Die ersten sicher vierhundert Meter verblieb er tief am kiesigen Grund des Stromes. So sollten ihm die aufsteigenden Luftblasen keine Probleme machen. Zweimal traf er auf Objekte, die er schnell umschwimmen konnte. Wenn Hans nicht regelmäßig auf Kompass und Uhr gesehen hätte, die Welt hätte untergehen können, ohne dass er es gemerkt hätte. Der Blick auf den Finimeter erfolgte jede paar Minuten, zum einem, damit er wusste, wie der Druck in der Tauchflasche auf seinem Rücken aussah, zum anderen, damit er sich nicht völlig in der Ruhe und Stille verlor. Nachdem er mehrere Flussbiegungen hinter sich gebracht hatte, erreichte er die andere Flussseite. Gut zwei Kilometer hatte er zwischen
sich und seine Verfolger gebracht und mehr als eine dreiviertel Stunde war er nun unter Wasser gewesen. Seine Beine verkrampften Zusehens, was an der Kälte lag, und verhinderten ein gutes Vorwärtskommen. Er zitterte immer weniger und bemerkte, dass er die ersten deutlichen Anzeichen von Hypothermie zeigte. Bemerkt hatte er die starke Verminderung seiner Körpertemperatur schon früher, schon nach wenigen hundert Metern, aber er erreichte nun den Bereich, in dem erste Bewusstseinseintrübung begannen und sein Muskelzittern aufhörte. Damit hatte sein Körper eine Temperatur erreicht, die unter 32 Grad Celsius fiel. Die Kälteideotie begann in diesem Bereich und er musste nun aus dem kalten Wasser heraus, denn wenn die Temperatur seines Körpers unter 28 Grad fiel, dann würde er das Bewusstsein verlieren und seine Flucht wäre zu Ende. Endgültig zu Ende. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe, ließ keinen anderen Gedanken zu und beschleunigte noch einmal, versuchte seinen Körper durch Arbeit aufzuwärmen. Es war zwecklos, das war ihm klar und so schwamm er aus Trotz noch einige Minuten den Fluss herunter, bis er eine Stelle erreicht hatte, wo er das Wasser leicht verlassen konnte. Das Ufer bestand hier aus dicken flachen Steinen und Wald, der fast direkt bis an das Ufer reichte. Die Steine würden trocknen bis jemand hier vorbeikam und auch sonst musste er kaum darauf achten keine Spuren zu hinterlassen. Die Sicht zu den Seiten, den Fluss hinauf und hinab war kaum möglich. Links waren die Reste einer alten Brücke, ein guter Sichtschutz, rechts einige Büsche, die fast ins Wasser hineinwucherten. Ein sicherer Platz, um den Fluss zu verlassen und trotzdem hob Hans erst den Kopf über die Wasseroberfläche, sah sich um und sah weit stromaufwärts einen Hubschrauber über dem Hafen.

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Die Steppenkrieger hatten ihre Pferde stehen lassen und drangen nun weiter vor. Die Pferde wurden von einigen wieder nach oben gebracht und gleich nahm man auch die Pferde von Hans mit hinauf. Beute, die aufgeteilt werden würde, für alle. Die alten Schwerter und die Kettenhemden in den alten Taschen nahm niemand wahr. Die Männer unten gingen in einer Reihe nebeneinander vor. Die meisten hatten ihre säbelartigen Schwerter in der Hand, manche Speere und Schilde. Oben standen zwei Handvoll unzufriedener Krieger, denn auch sie wollten den Gegner haben. Es war ehrenvoll einen Krieger zu töten, der mehr als ein Dutzend der eigenen Männer getötet hatte. Aber der Hedman hatte sie dort oben hingestellt und ihnen den Auftrag gegeben den Mann dort unten in eine Ecke zu treiben und was der Hedman sagte, war Gesetz. Die Männer unten waren leise, sie gingen durch den Sand vor und bekamen nun von den Männer oben zugerufen, wo man den Feind zuletzt gesehen hatte. Sie umrundeten die Felsen, die nächsten Felsen und näherten sich langsam der Rückwand. Die Männer waren alle deutlich kleiner als Hans, sie konnten über die Felsen vor ihnen noch weniger hinwegsehen als Hans. Die Männer oben, im Sonnenlicht, sahen in den Schatten und damit wenig. Die Geräusche der Männer auf dem Sandboden waren kaum zu hören, von dort, wo der Feind war, war noch weniger zu hören und das merkwürdige Geräusch irgendwo rechts, ein Schleifen und leises Zischen, das mochte vom Sand herkommen, es war für die dunkelhäutigen Männer nicht relevant. Die Männer, sicher gut über zwanzig, waren nun an der letzten Felsbarriere angekommen, sahen sich an, grinsten und stürmten durch die Lücken zwischen den Felsen. Die ersten Männer prallten geschockt zurück, hielten die anderen damit auf und schon entstand ein Tohuwabohu, als die hinteren Männer auf die Vorderen prallen. Sie sahen die auch im Tod noch erschreckende Gestalt des toten Drachen, dazu die halb vom Sand verschluckten Skelette, die noch immer wirkten, als würden sie gerade aus dem Boden kriechen. Aberglaube war tief verwurzelt in den Köpfen und Herzen dieses Steppenvolks. Rechts raschelte der Sand, eine Gestalt begann sich zu erheben. Sand rutschte von der Brustplatte einer Rüstung, von einem Helm herunter und dann erhob sich ein Skelett direkt vor ihnen aus dem Sand. Es war bekleidet mit der schwarzgoldenen Rüstung eines der Ritter, die das Steppenvolk aus tiefster Seele hasste wie fürchtete. Mehr noch, es trug den Helm mit einer goldenen Krone. Die toten Ritter erhoben sich aus ihren Gräbern, das war etwas, was die Hukassa schon immer befürchtet hatten und was sie nun sahen. Es war der Mann, den sie suchten, was sie nicht sehen konnten, weil ihre Gehirne mit Angst beschäftigt waren, mit dem Drachen, den Skeletten und dem Skelett in der Rüstung vor ihnen. Sie hatten einen Untoten erkannt, weil sie in ihrer Vorstellung immer mit Untoten gerechnet hatten, bei ihren Feinden. In der Rüstung war kein Skelett, wie auch, das war eine Annahme, die keinem echten Hinsehen standgehalten hätte. Hans hatte das Skelett aus dem Boden gerissen, sich das Kettenhemd übergeworfen, langärmelig, lang bis fast zum Knie, Stahlringe geflochten auf einer ledernen Haut, verdeckte es den Menschen darin. Darüber Brustschild und Schultern mit Klingenbrechern, Armschutz und Beinschutz, das Leder der Gurte war alt und brüchig und hielt doch. Dann setzte er sich den Helm auf und legte sich in das Grab und schaufelte Sand über sich, den Sand, der nun von seinem sich erhobenen Körper abfiel. Er atmete schwer durch die Öffnungen im Helm und der Sehschlitz hätte auch größer sein können, aber es würde reichen, es würde reichen müssen. Dann traten die Krieger zwischen den Felsen her und er erhob sich. Das er dafür etwas Zeit brauchte, bei der schweren Rüstung, dass erste
Mal in einer Rüstung überhaupt, dass hatten den Steppenkriegern wirklich Angst gemacht. Ein sich langsam erhebendes, schwankendes, unsicher auf den eigenen Beinen stehendes Skelett. ein Toter, der sich schwankend aus seinem Grab erhob, das war eindrucksvoller, als wenn er sich leicht und flüssig erhoben hätte. Das Schwanken und die Unsicherheit machte es aus, dass erwartete man doch von einem ewig toten Skelett oder einem
Untoten, oder? Und dann griff das Skelett zu dem Schwert, welches am Kopfende seines Grabes im Boden steckte, zog es, drehte sich zu ihnen um, immerhin bekam der Kämpfer im Helm nur überschaubar Luft und schwankte noch ein bisschen. Dann zuckte das Schwert hoch, über den Kopf und der untote Riese kam auf die Männer zu. In ihren Augen war er riesig, sie alle waren deutlich kleiner als er und im Blick der Angst war er noch viel größer. Knochenhände sahen sie nicht, nur das das Schwert gehalten wurde, ein Schwert für zwei Hände, so wie die Hukassa das von den Rittern aus dem Ewan kannten, den Rittern, gegen deren Land sie schon ewig anrannten. Und dann war das Ende des Mutes gekommen. Einen offensichtlich unterlegenen Menschen gejagt wie ein Kaninchen, jetzt in seinem Bau auf einen Drachen getroffen, dann erhob sich ein Skelett und der Mut brach zusammen. Als der Erste sich schreiend umdrehte und versuchte zwischen den Felsen davonzukommen, war Hans schon fast bei ihnen. Der Knochenkönig, das war eine Legende, die man Kindern erzählte. Eine Legende, die von dem schlechten Menschen in den Rüstungen erzählte, die Kinder in Hass und Abscheu vor dem Gegner erzog. Der Knochenkönig, das war etwas, womit man den Kindern Angst machte, hier schien er real zu sein. Halbherzig wurden einige Schwerter zur Abwehr gehoben, eigentlich wollten die Männer erstmal Abstand zwischen sich und diesen Drachen bringen, zwischen sich und das Skelett. Das Problem lag darin, dass noch immer versuchten Männer von hinten durch die Felsen zu kommen, die das, was vorne passierte, noch gar nicht mitbekommen hatten. Die hinten schoben, verstanden nicht, was vorne vorging. Dann war das Skelett mit dem großen Schwert da. Das Schwert war ewig nicht geschliffen worden, hatte unter dem feinen Flugsand gelitten und trotzdem, die gewaltige Kraft, die Hans Kobalt in den ersten Schlag legte, fegte die halbherzig erhobenen Schwerter der ersten beiden Männer zur Seite

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Das schleifende Geräusch im Hintergrund hatte vielleicht jemand gehört, aber niemand wirklich zur Kenntnis genommen. Die Steppenkrieger, mehr als zwei Dutzend waren es gerade, hätten sich nun sicher neuformiert und hätten das vorgebliche Skelett gestellt, wenn da nicht…das schleifende Geräusch gewesen wäre. Mit einer blitzschnellen Bewegung schoss etwas zwischen zwei Felsen rechts her und der Mann, von Hans aus gesehen ganz rechts wurde einfach mitgerissen und verschwand schreiend zwischen den Felsen. Links der Mann, wurde von etwas von links ergriffen und verschwand genauso innerhalb eines Liedschlages zwischen den Felsen. Die Stimmen der beiden Männer voller Panik waren noch zu hören, da waren sie schon zwischen den Felsen oder in den Wänden verschwunden. Da war etwas in grün und braun gewesen, was er durch die Schlitze des Helmes nicht hatte sehen können. Dass, was er sah, war die totale Panik in den Augen der Männer vor sich. Das konnte aber doch nicht an ihm liegen, nicht nur, dachte Hans, während rechts der nächste der Männer schreiend zwischen den Felsen verschwand, auf dem Bauch liegend, während er weggezogen wurde und sich noch versuchte im Sand festzukrallen. Die Männer vor ihm rannten, sie rannten auf die Rampe zu und zu entkommen, vor dem namenlosen Grauen in der Tiefe dieser Grube. Was Hans nicht gehört hatte, war, dass oben eine Menge Hufschläge zu hören waren und nun, als oben das Geschrei ausbrach sah er durch den Sehschlitz nach oben. Ich hoffe es wäre Nacht oder die Zentauren kommen, dachte er, als er das erste Halbpferd sah, welches gerade einen Krieger einfach hinunterwarf. Schreiend fiel der Mann, dann schnappte etwas zu und griff ihn aus der Luft. Der Drache lebte! Hans wirbelte herum, nein, der Leichnam des alten Drachen lag noch immer, wo er lag, es gab hier weitere dieser Lebewesen, fluchte er vor sich hin, als rechts der nächste Mann schreiend verschwand. Nun, zumindest oben wurde aufgeräumt. Die Krieger wehrten sich, aber oben waren wenige und gegen die Kampfkraft eines Zentauren, der vielleicht eine halbe Tonne auf die Waage brachte und wütend das drei – oder vierfache wiegen würde, hatten sie nicht den Hauch einer Chance.
Herabwirbelnde Körper schlugen auf Felsen auf, grauselige Geräusche zerbrechender Körper und Schreie entsetzlicher Schmerzen während Hans stehen blieb. Er brauchte einfach Luft. Da, wieder einer dieser Drachen, diesmal leichter zu sehen, tauchte er aus dem Halbdunkel unter der Rampe auf und kaute auf etwas, dessen Arme und Beine noch zappelnd aus dem Maul heraushingen. Ein weiterer schrecklicher Schrei, die letzten Hukassa waren auf der Rampe angekommen und nun standen die Zentauren oben und
hoben ihre Bögen. Es brauchte nur eine Salve, dann brachen die letzten, vielleicht fünfzehn
Feindkrieger zusammen. Unten stand der Mann in der Rüstung, kerzengerade, seine Atmung wurde nun besser, und sah den Drachen an. Der Drache fauchte, sah in seine Richtung, näherte sich aber nicht. Hans sah an sich herunter, richtig, er sah aus wie der Mann, der den alten Drachen getötet hatte, vielleicht hatten sie schlicht Angst vor ihm. Er trat einen Schritt vorwärts und der Drache einen halben zurück. Viel kleiner war der Drache als die Reste dort hinter ihm. Jemand brüllte von oben etwas und andere lachten. Er sah die Freude in den Gesichtern der Zentauren als von links ein Drache versuchte Hans zu erwischen. Pfeile von oben prallten auf den Knochenwülsten des Drachen ab während Hans das Schwert hob. Die Steppenkrieger, ach, kleine Männer, aber gegen einen Drachen! Der Drache hielt sofort an, drängte rückwärts davon, wütend fauchend. Sie hatten Angst vor ihm, sie kannten die Rüstung in schwarz mit dem goldenen Tier darauf, sie mochten sie nicht, sie trauten sich nicht anzugreifen. Hans lächelte unter seiner Rüstung, dann legte er das Schwert auf seine Schulter und ging los. Von links und rechts sahen ihn die Drachen hasserfüllt an, während er durch den Sand bis zur Rampe stampfte und dann die ersten Schritte hinauf. Dann lehnte er das Schwert gegen die Wand und löste den Helm, zog ihn vom Kopf und die Haube des Kettenhemdes auch. Er sah nach oben und winkte und bekam Gelächter und Winken zurück.
„DU NATÜRLICH, DER-MIT-DEM-HAMMER-KÄMPFT, NATÜRLICH!“ Rief jemand und überall wurde gelacht.
„DAS HABEN WIR UNS DOCH GEDACHT, ALS WIR DEINEN STURMBRINGER BEI DEN STEPPENRATTEN GESEHEN HABEN!“
Wohl dem, der die Zentauren zum Freund hat, dachte er, während hinten die Drachen aus ihren Verstecken hinsahen, sich weitere Beute holten und dann kauend in den Wänden verschwanden.
„WAS SUCHST DU IN EINER DRACHENGRUBE DER-MIT-DEM-HAMMER-KÄMPFT? Hans lachte nach oben.
„ÄRGER.“ Wieder das Gelächter von oben.
„KOMM HERAUF, BEVOR DIE DRACHEN WIEDER HUNGER BEKOMMEN.“
„HABT IHR MEINE PFERDE?“
„DEINE UND DIE PFERDE DEINER SPIELKAMMERADEN GIBT ES HIER AUCH. SIE SIND SO FREIGIEBIG, DIESE LIEBENSWERTEN STEPPENMÄUSE!“
Brüllendes Gelächter oben. Hans nickte und griff sich die erste Satteltasche und ging langsam nach oben. Er warf sie oben zu Boden und sah in die Runde, sah die freundlichen Gesichter der Zentauren Krieger. Mindestens vierzig Krieger waren hier oben versammelt.
„Danke für eure Hilfe. War in letzter Sekunde. Auch wenn es für euch sicher keine Herausforderung war.“
„Sah für uns nicht so aus,“ sagte fünf-Pfeile und lächelte Hans zu, „mir war auch nicht klar, wer gewinnen würde ohne uns. Die Hukassa schrien etwas vom Knochenkönig oder Drachenkönig und wenn man hinuntersah, dass sah es aus, als würden diese Drachen auf dich hören und die Steppenratten waren schon auf der Flucht.“
„Ach was. Die Drachen haben die Rüstung gesehen, die habe ich dort hinten gefunden, die hat jemanden gehört, der den alten Drachen erschlagen hat. Ich glaube davor haben die Drachen Respekt gehabt.“
„Klar, vor einer Rüstung. Respekt, Drachen. Ist schon in Ordnung, mein Freund.“