Shenja Grandt
Meine Bücher und ich

Die Zeit der Raben II

Der Lindwurm


(NOCH NICHT DIE ENDFASSUNG! Hier gibt es noch Fehler!)

 

„Ran, Männer.“ Ich blockte mit dem Karabiner, hieb einen Arm durch, stieß das Trailmaster in den Hals, beim zweiten Stoß schräg nach oben, mein Messer blieb stecken, ich wechselte auf den Karabiner, wehrte wieder ab, schlug mit dem Kolben zu, der Unterkiefer flog zur Seite. Beim zweiten Schlag erwischte ich den Nacken. Viermal Tot, auch die anderen hatten ihre Gegner erledigt. Ich reinigte mein Messer, dann waren wir an der Ecke, am Domhof. Dort drüben, am Bernward Denkmal, lagen die Reste des Hubschraubers, er war aufgeschlagen, direkt neben dem Dom, war weitergerutscht und lag nun zwischen den Bäumen, die nun der Reihe nach abbrannten. Ich versuchte mit dem Feldstecher den Vermissten zu finden, nichts. Ich winkte Huck heran, griff zum Funkgerät.
„Hühnerhabicht, hier Geier, kommen.“ Die Antwort kam sofort.
„Frage, habt ihr noch Kontakt zu dem Überlebenden, kommen.“ Die Verbindung kam zustande, es rauschte stark, immer wieder brach der Kontakt ab, ich bekam nicht einen verständlichen Satz.
„Hedja, kommen.“ Bestätigung sofort.
„Wo seid ihr?“
„Nördlich des Museums, vor uns Feind, fünfhundert plus, Entfernung zwohundert, kommen.“
„Das ist nördlich des Doms, kommen.“
„Korrekt, kommen.“
„Bewegungsrichtung Feind, kommen.“
„Südlich, sie scheinen die Straße Hückedahl zu nehmen, kommen.“ Ich bestätigte kurz und sah wieder nach vorne. Wohin würde jemand flüchten, der dort runtergekommen war? Zum Dom? Möglich. Ich schob mich rüber, auf die andere Seite des Parkplatzes, an dem wir standen und sah den Weg am Domhof entlang, dann auf die Karte. Der Innenhof links, da war so etwas wie ein Innenhof beim Haus der deutschen Pfadfinderschaft. Dort würde ich mich verstecken. Meine Karte war nicht genau genug, aber es sah aus, als würde es nicht nur einen Zugang von Norden geben, sondern einen kleinen Weg von Osten und einen Weg über die Mauer von Westen. Trotzdem, ein weitgehend abgeschlossener Innenhof mit einer Menge Stein und Mauer drumherum. Ich schickte Tormann, Lemmler, Frenzen und Meißner links herum, zum nächsten Parkplatz, dann rechts um über die Mauer in den Innenhof zu kommen. Ich wollte mit Huck auf der anderen Seite vorgehen. Huck und ich blieben dicht an der Häuserwand, schoben uns weiter. Da war noch kein Ghul, aber sie mussten dicht bei uns, kaum fünfzig, vielleicht hundert Meter nördlich sein. Die Mauer, alter Bruchstein, wunderschön, kein Scherz, gut zwei Meter hoch, eine Ecke, dann sahen wir direkt vor uns den tunnelartigen Durchgang Richtung Pfaffenstieg im Norden. Wir sahen auch den Eingang zum Innenhof sofort, ein mit zwei monumentalen Stelen eingefasstes Willkommen, nur ein paar Meter davor. Schnelle, leise Schritte, ein Blick um die Ecke, frei. Rein, um die Mauer, nach außen sichern, keine Feindsicht. Huck zeigte auf einen feuchten Fleck, das war Blut, eindeutig. Eine weitere Mauer, die Holztür darin offen und ein weitere Blutfleck. Ich sah vorsichtig um die Ecke, nichts zu sehen. Wir schoben die Tür auf, schoben uns hinein.
„Da liegt wer.“ Huck  deutete etwas nach links, schwer zu erkennen, aber tatsächlich schien da jemand zu liegen. Auf der Wiese lag ein lebloser Körper. Daneben eine leise quäkendes Funkgerät. Ich schob das Funkgerät in meine Sturmtasche. An der Mauer saß noch jemand, zusammengesunken, vermutlich tot. Die Mauern gaben uns einen Sichtschutz in jeder Richtung. Ich hörte Geräusche von Rechts, dann schob sich ein Kopf nach oben. Das war Lemmler. Ich lief hin, befahl ihm und den anderen zum Parkplatz zurück, wir waren schon vor Ort, aber die San-Tasche sollten sie rüberwerfen. Huck kniete schon neben der Person, als ich zurückkam. Da rief aber noch jemand um Hilfe und ich drehte mich um. Der an der Wand winkte, versuchte sich zu erheben.
„Huck, hin, sieh was du tun kannst.“ Er sah mich an, meinen Gesichtsausdruck und dann kopfschüttelnd die Pilotin unter ihm. Vorsichtig entfernte er den Helm, als ich zu dem Mann lief. Ein junger Mann, Sommersprossen, rotes kurzes Haar, ein blutverschmierter Mund. Er flüsterte etwas und deutete in Richtung der zweiten Verletzten. Dann lächelte er noch einmal und sein Kopf fiel zu Seite. Der Test an der Schlagader zeigte, da war nichts mehr zu tun. Seine Uniform war vorne blutdurchtränkt. Ich griff zu den Erkennungsmarke. Donnernd explodierte etwas vor uns und unwillkürlich duckte ich mich. Etwas flog links über uns hinweg und schlug ins Dach ein. Zertrümmete Dachpfannen rutschten herunter und schlugen geräuschvoll auf dem Domplatz auf. Trümmerteile vom Hubschrauber, das war der Teil eines Rotorblattes, was hatten die Blitzbirnen geladen? Ich griff in die Tasche als ich den vielstimmigen Schrei hörte, von links und von geradeaus, also jetzt Norden und Osten, von hinter den Häusern und nah. Ich lief am Hauptgefreiten Huck vorbei bis zu einer Stelle, von der ich auf den Domplatz sehen konnte. Dort, hinter dem Wrack der Bell kamen sie und es waren viele. Wieder hinüber zu der Verletzten. Huck kniete neben einer Frau…im Fliegerkombi und hielt ihr ihre Feldflasche hin.
„Ihr holt mich?“ Fragte die Frau leise zwischen zwei Schlucken Wasser, dann sah sie in die Runde. Sie sah mich an und dann auf die Schulterklappen. Ihr Gesicht verzog sich ungläubig.
„Wo ist der Rest? Und kleiner ging es nicht? Und wie einer der Fernspäher sehen sie auch nicht aus, Oberstleutnant.“
„Bin ich auch nicht. Wollense mit oder nicht?“
„Unbedingt. Mein Pilot ist rausgerissen worden, den haben die Ghule bekommen und die Besatzung ist im Heli geblieben. Der Copilot sitzt an der Mauer. Sonst ist da ist niemand mehr außer mir.“
„Die Wissenschaftler?“ Sie schüttelte den Kopf.
„Können sie gehen?“ Sie schüttelte wieder den Kopf.
„Linkes Bein, gebrochen.“ Huck sah sie an.
„Das ist nicht alles. Sie sackt dauernd weg. Wirkt schläfrig, ihre Augäpfel zucken dauernd und sie ist schon zweimal bewußtlos geworden. Dazu hab ich sie in die linke Hand gekniffen, sie merkt das nicht.“ Ich sah die Pilotin an, sie war schon wieder weg.
„Das heißt…innere Blutungen, vielleicht Wirbelsäulenschaden.“
„Ja, und vielleicht mehr.“ Ich fluchte leise.
„Wie bekommen wir die hier weg? Der Copilot hat sie bis hierher gebracht. Das Problem mit der Wirbelsäule stellt sich vermutlich nicht mehr.“
„Tragen?“ Ich verfluchte mich weil ich das Tragetuch nicht mitgenomen hatte. Auf der anderen Seite, mit zwei Personen war das auch nicht brauchbar. Vielleicht mussten wir sie zurücklassen, aber das würde dem Credo wiedersprechen, denn wir lassen niemanden zurück.
„Ok, du hilfst mir sie auf die Schulter zu nehmen. Damit komme ich recht weit. Weit genug um von dem Domplatz wegzukommen.“
„Bekommst du das hin, Oberstleutnant?“
„Ja, ich brauche Feuerschutz von dir.“ Wir gingen zum Eingang des Innenhofs. Die Ghule kamen von vorne, nicht sehr schnell, aber stetig. Ich griff mir das Funkgerät von Huck.
„Hedja, hier Geier, holl uns südlich der Burgstraße ab, die Durchfahrt vom Domplatz, kommen.“
„Das wir eng, Geier, die Infis sind schon mitten auf dem Pfaffenstieg. Kommen.“
„Wir beeilen uns, Ende.“
„Huck, nach hinten, zu der Mauer, ruf die anderen. Sie sollen am Gebäude nach Norden gehen, zu dem Hausdurchgang und uns dort in Empfang nehmen.“ Er nickte und lief los, während ich wartete, den Feind beobachtend, der nun den Hubschrauber erreicht hatte und sich über den Domplatz verbreitete. Huck kam wieder.
„Die anderen wollen hinten die Mauer durchbrechen, damit wir mit der Verwundeten durchkommen. Sie brauchen nur ein paar Sekunden, dann haben sie ein Auto.“
„Tolle Idee, aber dort kommen sie mit dem Auto nicht durch. Die Mauer ist viel zu stark. So lange kann ich aber auch nicht warten. Trimbeck kommt und ich will hier weg. Hilf mir mal.“ Gemeinsam zogen wir sie hoch und dann hatte ich sie über der linken Schulter. Es gibt bequemere Möglichkeiten jemanden zu tragen und für jemanden mit inneren Verletzungen war das auch keine sinnvolle Lösung, aber welche andere blieb mir? Ich nickte Huck zu, dann ging es los. Wir musste ja nicht weit. Diese Haus mit der Durchfahrt lag keine fünf Meter links von uns. Im Innenhof konnte wir es anfassen. Ich ging hinaus, aus dem Eingang, die Frau auf den Schultern, den Karabiner in der rechten Hand. Fluchen wäre schön gewesen, aber selbst dafür reichte es gerade nicht.
„Los geht’s. Und Huck, halt mir die Vögel vom Leib. Mir ihr bin ich fast Handlungsunfähig.“ Er nickte und war vorraus, ich folgte. Ich bin keine zwanzig mehr und verdammt, eigentlich bin ich in ganz ordentlicher Verfassung und die Pilotin wog wahrscheinlich weniger als ihr Helm. Aber schon nach wenigen Meter lief mir das Wasser den Rücken runter und mein rechtes Knie meldete sich. Trotzdem lief wir auf den Durchgang zu, blieben stehen, als wir die Ghule vor uns sahen. Nur vier, aber immerhin.
„GEIER, HAU AB DA, WIR HABEN DIE IM VISIER. KOMMEN.“ Klare Ansagen mag ich und dann sah ich durch den Tunnel auch schon in das Rohr des Schützenpanzers. Kein wirklich netter Anblick. Huck und ich drehten uns um und rannten. Diesmal waren wir schnell, dann donnerte es hinter uns schon und ich hinter mir flogen feuchte Fetzen und eine Wolke aus Resten vorbei.
„GEIER, MARSCHMARSCH, WIR HABEN KEINE ZEIT, DIE NÄCHSTEN SIND GLEICH DA!“ Und wieder rannten wir, Huck und ich, zu der Durchfahrt und hinein. Etwas tropfte von oben von der Decke. Rechts von mir fiel Eckliges herab, wir rannten durch den Durchgang, der nun so viel Ekel hervorrief, dass man kaum rennen konnte. Von vorne kam jemand angerannt. Trimbeck, war abgesessen, er hatte gesehen, dass ich in Schwierigkeiten war. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht sehen, dass die nächsten Ghule schon hinter uns waren.
„Silberfuchs, hier Hedja, eine Verwundete geborgen. Frage Evac, ASAP, Bergetupp ist auf dem Rückweg. Kommen.“ Ich freue mich immer wenn jemand mitdenkt und das war so ein Moment. Aber eine Antwort hörte ich nicht. Dann Trimbeck, brüllte nach hinten.
„HIERHER UND MARSCHMARSCH. FRENZEN, TORMANN, DAS BERGETUCH!“ Die Männer hetzten zum Panzer.
„Zwei Mann nähern sich zur Übernahme Verwundete, Geier, sind gleich bei euch,“ das war Lipps über Funk, „Bergetuch…dabei…Ende.“ Sie hatte Sorge, dass ich wir die Jungs für Ghule halten könnten. Ich hörte die Kanone schießen und die Explosionen der Geschosse, vermutlich irgendwo rechts. Ich hatte den Ausgang des Durchgangs fast erreicht, als etwas schrie, dicht rechts bei mir und mich fast umwarf. Ich wollte herumwirbeln als Huck schon bei mir war.
„Ruhig, der ist hinter dem Fenster, gerade keine Gefahr.“ Ich lief weiter, tapfer und mit zusammengebissenen Zähnen auf den Ausgang zu.
„Scheiße,“ sagte Huck und dann, „weiterlaufen. Einfach weiterlaufen.“ Ich drehte mich um, er kniete schon und dann schoss er auf die Irren die gerade durch die Toreinfahrt hinten kamen. Es mochten zwanzig sein und ich wußte, hier entschied es sich. Ich lehnte die Pilotin gegen die Wand, setzte sie ab und griff zuerst die MP, dann in den Beutel und zog eine der Handflamm heraus. Griff ausklappen und damit entsichern war eins, Schuss war zwei. Die brennende Suppe klatschte in die Gruppe und sofort standen ein halbes Dutzend in Flammen, dann ein Dutzend und dann griff ich die Handgranate.
„HUCK, Handgranate, zurück.“ Er lief auf mich zu und an mir vorbei. Ich zog den Splint, ließ den Bügel wegschnappen und wärend der über den Boden hüfte, rollte ich den Granate nach hinten.
„HUCK, runter. HANDGRANATE.“ Ich warf mich über die Pilotin als das Ei in die Gruppe der Brennenden rollte und dann mit dem dumpfen Schlag explodierte. Ich hörte das Prasseln der Splitter direkt im Torbogen und auch über mir. Etwas heißen fiel mir in den Nacken. Ich nahm das Gesicht wieder hoch. Der Raum am Tor war frei, wenn man die brennenden Reste ignorieren konnte. Aber da sah schon der nächste um die Ecke und ich griff wieder in den Beutel als ich das klirren hinter mir hörte. Ich wirbelte herum, der Priester war nun doch draußen. Und das war ganz sicher ein Veränderter. Seine Schrei war mit soviel Aggressivität ausgestoßen, dass ich wußte, hier stand es auf Messers Schneide. Eine Kombination vom Schlag mit dem Kolben, dann mit dem Lauf, steckte der Kerl gut weg, dann hatte er seine Hände am Lauf und bei den Göttern der Hölle, der hatte mehr Kraft als ich. Ich bekam auch nicht den Lauf in sein Richtung gedreht. Das verdorrte Gesicht, schon jetzt voll Wut und Haß verzerrt veränderte sich zu einem fast diabolischen Grinsen. Ich grinste auch, ließ los, zog die Neunmillimeter schoss genau einmal. Der Kopf explodierte genauso wie der von den Unveränderten. Als der Kerl fiel ließ er den Karabiner los. 9mm ins Halfter, Flinte herum, jetzt erst bemerkte ich, dass Huck wieder Schuss auf Schuss kommen ließ und von den nächsten, die folgten, gut ein halbes Dutzend schon wieder lagen. Ich hob die Waffe, als plötzlich von der hinten geschossen wurde. Die Kameraden waren auf dem Weg, kamen durch den Durchgang und für uns war die Kavallerie da. Die Männer formierten sich in einer Linie und schossen knieend aufgelegt, sauber Ziel für Ziel wählen, während Frenzen und Tormann die Pilotin auf das Bergetuch hoben.
„SIND SOWEIT.“ Brüllte Frenzen. Ich nickte.
„DANN LOS!“ Trimbeck war nun auch da, griff mit zu, und als wir den Durchgang verließen, raste der Panzer heran, die Heckklappe schon offen, drehte brutal auf der Hochachse, mit brüllendem Motor und quitschenden Ketten.
„SCHNELLSCHNELL“ brüllte Trimbeck und die Männer schoben die Verletzte nur auf die rechte Bank, dann schlüpften sie links rein, während ich auf dem Weg nach oben war. Trimbeck schoss wieder in den Durchgang, er würde als letzter hinten einsteigen, die nächsten waren kaum zehn Meter entfernt, das Turm MG eröffnete das Feuer und mähte einige Reihen.  Die Heckklappe war längst nicht zu, als wir Gas gaben. Ich sah die Infizierten von Rechts kommen, Pfaffenstieg, und da war kein Ende zu sehen und auch aus der Nordrichtung, Burgstraße, waren es unglaublich viele und der erste Blick zeigte, dass waren Veränderte, schnell und wie ich schon festgestellt hatte, auch sehr stark.
„DAMMSTRASSE IST ZU.“ Brüllte Korbach vorne und ich bestätigte.
„Dann links, am Parkplatz vorbei.“ Korbach hatte den Panzer mittlerweile gut im Griff. Der Marder beschleunigte, wir erwischten die Ecke der Mauer knapp nicht und wir waren auf dem kleinen Weg nach Süden.
„Leutnant Kambach muss informiert werden!“ Lipps ganz ruhig über Funk und recht hatte sie. Und gut, dass sie so ruhig blieb. Ich riss die SigPi heraus und schob die Einstern-Rot hinein. Von rechts, das kam eine Gruppe unter den Bäumen her. Von wo kamen denn die jetzt her? Egal.
„Lipps, zwei Uhr, Feuer.“ Ein verkürzter Feuerbefehl enthält alles, was in dieser Situation nötig ist. Der Turm wirbelte herum, ich hörte die Geräusche als das MG entsichert wurde. Der Feuerstoß fegte auf weniger als zehn Metern durch die Gruppe, erst auf Bauchhöhe, dann zog sie die Waffe einen Zentimeter höher und dann durch die nächsten Köpfe. Vor uns wieder eine der Fußgängerbrücken. Einstern Rot schoss nach oben. Der Leutnant war nun aus dem Spiel.
„Links vorbei, Parkplatz, drüber.“
„Da geht der Graben weiter,“ Lipps, die durch das Zielfernrohr einen anderen Blick hatte, „den Parkplatz entlang, dann rechts, dann ist da eine Autobrücke.“
„Diese Strecke, Korbach.“ Korbach blieb dicht am Gaspedal, ich sah auf die Uhr, nach Neunzehndreißig. Gut, noch zweieinhalb Stunden Zeit.
„Rechts rein.“ Das war die Strecke zu dem zwanzig, dreißig Meter breiten Kalenberger Graben. Der Panzer ging vorne in die Knie. Vor uns, zwanzig, kamen sie aus den Gebäuden. Von rechts, Schulkinder, von links Menschen mit OP – Kitteln, bestimmt fünfzig, sechzig, es war, als hätte jemand eine Schleuse geöffnet und dann kamen immer mehr. Nicht einmal dieses Krankenhaus war evakuiert worden. Bei mir entstand langsam der Eindruck, diese Evakuierungen, dass war weniger als halbherzig durchgeführt worden. Warum?
„Rückwärts marsch.“ Der Panzer fuhr wieder an.
„Links weiter, Lipps, Lüfter an.“ Die Lüfter heulten sofort los und ich sah angestrengt nach vorne. Diese Brücke würden wir nicht nutzen können. Die Straße links weiter, auch die Treidestraße, die eigentlich wieder zum Dom führte, wo ich nicht hinwollte. Wir fuhren an der Baustelle am Krankenhaus vorbei.
„Vor uns, einhundert, große Zahl.“ Lipps an der BMK. Wie ich befürchtet hatte waren da die ersten Irren schon im engen Weg  links nach Norden, Treibestraße. Aber die waren nicht gmeint, es waren eine große Zahl, die von rechts kam, die Neue Straße entlang. Ein Blick auf die Karte, da war noch ein Weg durch, der Weg dazwischen, wenn wir Glück hatten. Ich wußte, unsere Chancen hier durchzukommen waren überschaubar, sie waren überall.
„Lipps, Zwölf Uhr freiräumen.“ Lipps wußte was sie tat und schoss den ersten Schuss schräg gegen die Mauer links, als wir auf der Kreuzung Neue Straße, Hückedahl, Treibestraße standen, Richtung der Weiterführung der neuen Straße. Der flache Winkel ließ die Splitter mit den Splittern aus den Natursteinen der Hauswand wie eine extrem brutale Schrotladung wirken. Lipps schoss dann die rechte Hauswand an, dann wieder die Linke und im Durchgang entstand so etwas wie eine Splitterwolke und dann so etwas wie eine Blutwolke und dazu ein viellstimmiger Schrei voller Wut und Hass. Die Wolke aus Blut und Gewebe wurde durch die nächsten zerrissenen Wilden bei jedem Schuss genährt.
Dann tauchten die nächsten direkt durch die Wolke auf. Es war als würden diese Wilden durch eine Nebelwand erscheinen und weiter angreifen. Manchen fehlten schon Körperteile und trotzdem, der Hass, wenn es das war und nicht nur Hunger, ließ sie nicht aufgeben.
„Feuer nach eigenem Ermessen. Korbach links, marsch.“ Sagte ich ruhig und sah zu, wie Lipps Schuss auf Schuss ruhig in die Häuserwände schoss während Korbach langsam weiter fuhr. Ich glaube, innerhalb der ersten Sekunden wurden so mindestens fünfzig, siebzig Irre zerrissen aber da kamen immer mehr. Das würde nichts werden.
„Jetzt Marschmarsch, Fünfzig, dann rechts rein. Turm auf zwölf Uhr, ich brauch gleich das MG.“ Korbach gab Gas, Lipps schaltete das MG und ich ließ sie einen Feuerstoß den Hückedahl entlang feuern, räumte die ab, bevor wir die Paulinerstraße erreicht hatten. Wir rauschten rein, wir hatten Glück, keine Gegner. Nach fünfzig Meter rechts, dann links, dann waren wir auf der Brühl. Ich musste sofort reagieren und kommandierte Rechts. Gute Idee? Würde sich zeigen. Aber da kamen sie schon von Norden, die nächsten und im Augenwinkel sah ich auch, sie kamen die Neue Straße nun auch von Osten. Uns blieb die Südrichtung.
„Wie sind gleich wieder dort, wo wir unseren Übergang über die Innerste hatten.“ Trimbeck von hinten und ich bestätigte, denn recht hatte er, aber das war kein Vorteil. Die Böschung dort war ruiniert, ob wir dort noch einmal passieren konnten war mehr als fraglich. Rechts, die nächste Straße, keine Chance, da sah ich sie schon am Übergang zwischen den beiden Teilen des Kalenberger Grabens stehten, dort, wo die Männer um Leutnant Kambach…dort wurde geschossen. Ich fluchte leise, das war eine miese Sache, denn die konnte ich jetzt nicht hängenlassen.
„Rechts weiter, Marschmarsch. Lipps, MG vorwählen.“ Wir rasten den Godehardsplatz entlang, auf die Lucienvörder Straße. Ich sah die Männer von des Leutnants zwischen Parkhaus und dem kleinen Cafe, sie schossen nach Süden, der Übergang, sie kamen durch den Übergang nicht durch.
„Panzer halt.“ Die nächsten Ghule kamen gerade aus dem Langelinienwall, das war direkt hinter den Männern.
Ich griff zur Turmbedienung, sagte leise HE und Lipps wählte während ich durch das Zielfernrohr blickte. Ich krümmte ab und sah, wie die Splitter einige Ghule umrissen und ich sah auch, wie die Männer vorne sich umblickten und die Gefahr erkannten. Wieder schoss ich und sie wussten nun, der Feind kam auch von hinten. Ich wechselte das Ziel, sah die Guhle, die ihnen den Durchgang nicht ermöglichten und feuerte über die Köpfe der Männer hinweg in die Gruppe hinein, gut zwanzig Schuss, einem nach dem anderen, sehr schnell, räumte tüchtig auf, weil die Männer nun auch schon nach hinten schießen mussten, die Ghule aus dem Langelinienwall kamen näher. Dann stand jemand auf und winkte und ich schoss nicht weiter. Die Männer vorne sprangen auf und rannten Richtung Süden, ihr Weg schien offen und sie verschwanden zwischen den Häusern. Mehr konnte ich für sie nicht tun. Die Ghule dort vorne wurden immer mehr, sie strömten nur so entlang des Grabens nach Süden. Schon jetzt war die Straße fast gefüllt, sicher war, dass war die letzte Chance für Kambach`s Gruppe gewesen, aber für uns galt nun, kein Durchgang möglich.
„Rückwärts marsch, Lüfter aus.“ Wir fuhren rückwärts, drehten, und fuhren wir Richtung Gelber Stern. Den Godehardsplatz passierten wir noch, als wir schon aus der Brühl, von Norden, die nächsten Ghule sahen. Das Netz zog sich zu. Viele Auswege blieben uns nicht mehr.
„Lipps, halb links, zehn Uhr, MG, niederhalten!“ Der Turm bewegte sich und schon zuckte der Strahl aus mit Leuchtspurmunition angereicherten Geschossen in die Infizierten an der Brühl. Viele waren es noch nicht, eine Garbe, und er Weg war frei. Korbach gab Gas, wir fuhren rechts, gelber Stern, da kamen uns die nächsten Entgegen, aus Richtung der Wollenweberstraße. Tatsächlich wollte ich hier ohnehin nach Süden, in die Richtung, in der wir beim letzten Mal auch geflohen waren.
„Ge…hier Silber…“ Eine völlig verstümmelte Funknachricht kam rein, ich hatte keine Zeit dafür.
„Frenzen, Verbindung mit Silberfuchs oder Hühnerhabicht aufnehmen, wenn das nicht möglich ist, mit dem Turm.“ Ein kurzes Kommando über die Bordverständigungsanlage BV.
„Feind vor uns.“ Lipps von unten und ich fluchte einen Moment.
„Panzer anhalten.“ Jetzt kamen sie tatsächlich von allen Seiten. Das war die letzte Seite gewesen, die noch ein Durchbrechen ermöglich hätte.
„Die haben uns noch nicht gesehen, die marschieren noch ganz ruhig.“ Wieder Lipps von unten. Ich ließ mich fallen, sah selber durch das Zielfernrohr. Recht hatte sie, die, die sich dort durch das Tor schoben, das mochten viele sein, aber sie waren sehr langsam unterwegs.
„Halblinks, vor dem Mahnmahl, kommen wir da rein?“ Lipps hatte etwas gesehen und ich wußte sofort was sie meinte. Die Karte zeigte, dieses Häuserdreieck hatte einen Innenhof, groß genug für uns, mit einem Zugang und vielleicht….die Idee war völlig verrückt. Sich hier direkt unter den Augen, eher den Ohren der Irren zu verstecken, mochte keine gute Idee sein, aber wenn die, die wir im Süden, im Bereich der Universität auf dem Weg nach Norden gesehen hatten, jetzt hier waren, dann würden wir nicht durchbrechen können. Auch nicht durch das Waldstück Richtung der Campuswohnungen.
„Korbach, ganz langsam, direkt bei den Häusern links rein.“ Ich sah das Nicken vorne und so leise, wie ein Panzer sein kann, krochen wir an den Häusern vorbei, bogen links ab.
„Halt, Trimbeck, absitzen, mit drei Mann, den Terassenkram weg! Und seid leise!“ Das Surren des Heckklappenmotors, leise Schritte, vier Männer räumten Tisch und Stühle weg und wir rollten leise hinein. Schön war es hier, Zugang von allen Häusern, ein echter, richtiger Innenhof. Wenn die Menschen sich verstanden, war das eine Oase. War das eine Oase gewesen. Der Panzer drehte vorsichtig, ruinierte den gepflegten Rasen, dann standen wir wieder Richtung Süden. Trimbeck und seine Männer räumten gerade die Möbel wieder hin und dies so, dass man nicht so einfach passieren konnte. Es war eine Barrikade, die auf den ersten Blick nicht so aussah. Die Männer kamen zurück und kletterten wieder in den Panzer. Die Klappe surrte hoch. Ich hatte mich in der Zeit umgesehen aber keinen Infizierten gesehen, in keinem der Gärten und auch nicht erkennbar in den Wohnungen. Ich befahl Stille und sah auf die Uhr, zwanzig Uhr gerade durch. Noch zwei Stunden. Frenzen bemühte sich noch immer jemanden am Funk zu erreichen. Aber so oft er es versuchte, es war, als wäre Hildesheim selbst ein Funkloch. Es war still um uns herum, ein idylischer Ort, eigentlich, inmitten völligen Chaos. Etwa ein halbes Dutzend großer Häuser teilte sich diesen Innenraum mit mehreren Terassen, nichts war hier richtig unterteilt, es war ein Raum für alle. Lipps berührte mich am Arm und wies auf das Zielfernrohr.
„Dort, der Balkon über dem Eingang, von dem aus könnten wir gut sehen, was dort los ist und wann die durch sind.“ Keine schlechte Idee.
„Ich geh selbst. Mach dich fertig.“ Sie nickte und schob sich aus dem Turm. Ich sprach nach hinten.
„Lipps und ich versuchen zu Fuß etwas herauszufinden. Ihr bleibt hier, am Funk und vor allem extrem leise. Wenn wir hier im Tiefflug reinkommen will ich hier wegsein bevor…einfach schnell.“ Alles schmunzelte.
„Lipps, wir beide wieder?“
„Der Chef braucht ein bisschen Flirten!“ Rief Korbach von vorne unter der Luke und ich hörte leises Lachen von hinten.
„Mir wird hier nichts gegönnt.“ Sagte Lipps lächelnd. Ich freute mich über etwas. Es war mehrwürdig, wie sehr doch das Äußere täuschen konnte. Sie mochte am Anfang ein bisschen billig rüberkommen sein, aber diese Einschätzung war schlicht falsch gewesen. Sie war verlässlich, aufopferungsvoll und tapfer. Eine gute Seele. Gute Eigenschaften, auch für eine Frau.
„Ich nehm das 36er?“ Fragte sie und ich nickte kurz.
„Ich nehme den Karabiner auch mit. Das Spektiv und das Fernglas, beides, das abgesessene Funkgerät. Frenzen…“ Ich sah ihn nicken und er schob ihr den kleinen Rucksack mit dem Funkgerät auf den Rücken. Ich reichte ihm das Handfunkgerät rüber.
„Erinner mich daran, dass bekommt Leutnant Kambach.“ Huck nickte.
„Wie sieht es hinten, bei der Verletzten aus?“ Huck hob die Schultern.
„Soweit stabil, schläft. Wir haben es ihr so bequem gemacht, wie es geht, mit unseren Rucksäcken. Aber sie nässt ein, ich denke, ihr Rückenmark ist verletzt. Sie hat keine Kontrolle mehr. Das Bein ist notdürftig geschient, eine tiefe Schnittwunde an der Seite habe wir verbunden. Mehr können wir gerade nicht tun.“ Ich nickte, dass hatten sie gut gemacht, mit dem bisschen Sanitätsausbildung, was sie hatten. Die Luke öffnete sich leise, ich schob mich nach oben raus, Lipps nahm die vordere linke Luke im hinteren Kampfraum. Auch diese Luke öffnete sich leise, dann war sie raus und kam mit mir über die linke Seite des Panzers hinunter. Ich griff nach dem kleinen Kuhfuss, der im Staukasten lag und ein paar Sekunden später war die erste Terassentür offen. Wieder das übliche, ein Wohnzimmer, Geruchsprobe, kein Hinweis auf einen Ghul. Die Tür zum Keller, zu. Gut. Blick in die einzelnen Räume, immer über den Lauf der MP, ruhig, staubig, kein Ghul. Das Treppenhaus brachte uns in den oberen Stock. Ich setzte den Kuhfuß an, lehnte mich dagegen, das Schloss knirschte, krachte, dann waren wir drin, Lipps an mir vorbei, die Waffe im Anschlag. Wieder die Geruchsprobe, wieder ohne Befund. Das war unser Tag, schien es mir. Heute morgen wohl das Glücksschwein gestreichelt. Auch hier wieder, die einzelnen Räume, aufgeräumt, bis auf das Zimmer eines offensichtlichen Teenagers.
„Hier!“ Lipps stand in der Küche und sah gerade die Schränke durch.
„Alles voller Vorräte.“ Eigentlich wollte ich sagen, die gehören uns nicht, aber war das wirklich noch von Bedeutung?
„Such eine Tasche, pack ein, was wir brauchen können.“ Ich hatte den Zugang zum Balkon gefunden, öffnete die Tür vorsichtig und konnte schon jetzt den Marsch der Ghule hören. Dieses Schlappschlappschlapp, wenn sie einfach nur unterwegs waren, eine Geräusch von hunderten, vielleicht tausenden Füßen auf dem Boden. Sonst war es still. Ich schob mich liegend auf den Balkon, schob etwas Kinderspielzeug zur Seite und konnte nun beide Seiten des Bereichs Lappenberg sehen, leicht bis zum Neuen Tor, wo die Infizierten derzeit herkamen. Es waren unglaublich viele, unzählbar, so, als würden alle Infizierten hier durchkommen, auf dem Weg nach Norden. Nicht einer marschierte geradeaus, alle blieben sie auf der Straße, folgten denen, die vorausgingen. Es war, als würden die Kolonne sich vor uns Teilen, es war als würde dort jemand stehen, der das Meer teilt. Wie sah dass den hinter uns aus, dachte ich? Nicht im Hof natürlich, sondern Richtung der Straßen Gelber Stern und Wollenweberstraße. Was passierte da, wenn die riesigen Herden von Norden und Süden aufeinandertrafen? In Stukenbrock hatte eine dieser Herden die andere aufgenommen. Und hier? Es konnte sein, dass die in ein paar Minuten alle wieder zurückkamen. Ich musste das wissen und schlich wieder ins Haus. Dort standen schon vier Tüten bereit, Lebensmittel gab es hier jedenfalls genug. Ich schmunzelte.
„Die können wir doch gar nicht alles tragen.“ Sie nickte mich schelmisch an.
„Da hab ich ganz viel Vertrauen in meinen starken Oberstleutnant.“ Ach ja. Ich erklärte ihr, wo ich jetzt hinwollte und dann griffen wir die Tüten und über das Treppenhaus und die Terrasse waren wir wieder beim Panzer. Wir reichten die Tüten hinauf, was zu einer gewissen Heiterkeit führte. Bis auf die letzte Tüte, darin war nämlich ein dutzend Tüten verschiedener Sorten Chips. Lipps und ich liefen die Häuserfront entlang, kamen an eine Mauer. Wir kletterten drüber, hier musste es sich um eine Art Praxis handeln. Oben gab es eine Stelle, die hatte ich schon vom Balkon aus gesehen, da war ein dreieckiges Stück Flachdach. Tatsächlich, was aber vermutlich daran lag, dass die Häuser hier einen ganz spitzen Winkel bildeten zwischen Gelber Stern und Lappenberg. Mit einem Tisch und einem Stuhl kamen wir auf das Dach und von dort auf das Flachdach. Ich schob mich auf den Dachpfannen nach oben, sah über den First, dort, an der spitzesten Stelle. Sie standen, das war das erste, was ich sah. Richtung Wollenweberstraße, soweit ich sehen konnte, standen Ghule und die, die jetzt nachkamen, drängten noch rein, aber zu sehen war, die blieben nun stehen. Ich rutschte runter, schickte Lipps nach oben. Ich versuchte noch einmal Silberfuchs oder Hühnerhabicht zu erreichen. Immer wieder die Störungen und keine Antwort. Ich versuchte Streitbuche zu erreichen und dann, endlich, kam so etwas ein Verbindung zusammen, kurze Worte, kein Zusammenhang, nichts, womit ich etws anfangen konnte. An meinem Funk konnte es nicht liegen, denn meldete sich der Turm.
„Geier, Geier, hier ist Turm, hier ist Turm, kommen, kommen.“ Sie hatte es also schon mehrfach versucht und mich nicht erreicht. Warum war das so, ich hatte doch sonst hier eine bessere Verbindung. Ich meldete mich, sah in den dunklen Himmel, der Mond ging gerade auf, es würde eine hellere Nacht werden. Vielleicht lag es daran, dass wir ein paar Meter höher waren.
„Geier, Silber…ver…sie…Uhrzeit…räumen…vorz..men.“
„Konnte sie nicht aufnehmen, wiederholen sie.“ Der Turm versuchte es noch ein paarmal, kam aber nicht durch. Ich sah nach Süden, sah die Silhouette des Turm fern, schwarz vor ganz schwarzem Hintergrund. Eine Verheißung, eine Hoffnung, ein Ziel. Dann sah ich ein Licht angehen, dort im Turm. So weit konnte man das sehen, dachte ich. Lipps kam zu mir runtergerutscht.
„Ich glaube die setzten sich gerade in Bewegung, Richtung Norden.“ Ich nickte und sah unverwandt auf das Licht des Turms, welches gerade wieder ausgeschaltet worden war, wieder aufflammte und wieder verlosch, dann wieder eingeschaltet wurde. Welcher Idiot spielte da mit unseren Ressourcen herum? Lipps folgte meinem Blick, sah zu mir.
„Der Funk funktioniert nicht…morsen die mit dem Turm?“ Ich sah sie an. Klar, die Lösung war so einfach. Ich kramte in der Tasche, Notizblock, Bleistift.
„Lipps, mitschreiben.“ Wenn die tatsächlich das Licht des Turms verwendeten um zu morsen, dann musste die Nachricht wichtig sein, so verdammt wichtig, dass sie unbedingt sofort zu uns kommen musste. Ich krabbelte noch einmal nach oben. Ja, Lipps hatte recht, die bewegten sich langsam, sehr langsam, aber auch sehr geduldig nach Norden. Das Problem war, die marschierten dort vorne, wo auch immer das war, sehr langsam, und hier, hier war das nicht schneller und für mich sah es gerade aus, als wären wir auf einer Insel gefangen, inmitten von Haiverseuchten Gewässern. Ich sah auf die Uhr, zwanzig Uhr fünfzehn. Eine Stunde fünfundvierzig noch. Wir mussten irgendwann hier weg, so viel Zeit hatten wir nicht mehr. Wieder der Blick nach Süden, der Turm blinkte noch immer. Verdammt, dass musste wirklich wichtig sein. Wieder runter zu Lipps, die dort kniete und schon die halbe Seite voll hatte.
„Das ist immer wieder die gleiche Sequenz, sieh hier.“ Sie zeigte mir zwei eng geschriebene Reihen, die nicht viele Wort umfassen konnten. Eine Nachricht, eingedampft auf das Notwendige. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Ich erinnerte mich an das Kommando „Flächenbrand“, das Codewort, als die Regierung zuerst versucht hatte die Verbreitung der Infizierten zu verhindern. Ein Wort, ein Befehl, der ein Wort war und für die, die wussten, worum es ging alles aussagte. Die Farben des Feuersturm waren auf meiner eigenen Festplatte fest eingebrannt, die Bilder würde ich niemals vergessen und auch nicht, dass viele Menschen vor Ort gebrannt hatten, denn sicher war, da waren nur ganz wenige rausgekommen. Sie hatten versucht den Bunker, den Bereich davor, auszubrennen, bis auf das Grundgestein. Was auch immer sie geschafft hatten, es war, als hätten sie die Tür zur Hölle geöffnet. Flächenbrand…Ich sah auf den Zettel. Langkurzkurzkurz LangLangLang Langlang Langkurzkurzkurz kurz kurzkurzLangLangLang kurzLangLangLangLang kurzlanglang kurz langlangkurz langkurzkurz kurzlang. Es hätte auch russisch sein können. Ich würde das Lernen, schwor ich mir. Lipps beugte sich zu mir.
„Ich geh mal eben runter…“ Ich nickte nur und Lipps kletterte leise herunter auf die Terrasse und verschwand im Dunkeln Richtung Panzer. Ich kletterte wieder hinauf, oben auf das Dach und sah zu, wie die Infizierten im Schneckentempo losmarschierten. Es ging so gar nicht vorwärts. Leise Geräusch hinter mir. Lipps zog sich auf das Dach. Ich griff zu und half ihr hinauf.
„Scheiße, wir sind in Schwierigkeiten!“ Flüsterte sie und reichte mir den Zettel.
„Bombe 21 weg da. Das ist das was da steht. Bombe 21 weg da.“ Ich sah sie an.
„Einundzwanzig Uhr, die wollen die Scheiß-Bombe schon eine Stunde früher abwerfen. Einundzwanzig Uhr, das ist in,“ ich sah auf die Uhr „fünfvierzig Minuten. Gottverdammte Scheiße.“ Wir waren so schnell vom Dach runter weil wir tatsächlich trotz des Risikos sprangen, uns abrollten und rannten. Drauf, sie war schneller unten auf ihrem Platz als ich drinnen über die Kommandantenluke. Sie hatte das Klemmbrett in Reichweite.
„Durchbrechen?“ Ich sah Lipps an und winkte Trimbeck heran, der sich nach vorne schob.
„Die Männer sollen sich bereitmachen. Irgendwer hat die Abwurfzeit um eine Stunde vorgezogen. Wir haben noch gut vierzig Minuten. Wir müssen durchbrechen. Munition bereitlegen. Alle wach und fertig zur Abwehr. Trimbeck, dein ist der hintere Kampfraum. Das MG hinten drauf, wenn ihr noch Sandsäcke da habt, sofort raus, damit ihr aufgelegt schießen könnte.“
„Strecke?“ Fragte Trimbeck. Ich hob die Schultern.
„Werden wir sehen, aber wir sind dicht am Übergang, den vom letzten Mal.“ Er nickte und verschwand nach hinten. Ich gab ihm eine Minute.
„Lipps?“
„Alles fertig, Lüfter an und wir lassen die Hölle auf sie regnen.“ Ich nickte um öffnete leise das Turmluk. Ich zog die Umhängetasche nach vorne, machte sie griffbereit. Hinter mir wurde gerade noch die erste Munitionskiste ans MG gehängt.
„Korbach, bereit.“ Ein leises „ja“ von vorne. Ich nickte oben, ganz für mich allein. Ich hatte hier die Verantwortung, für jeden einzelnen dort unten und auch für die Verwundete.
„Motor an, Vorwärts marschmarsch, Lüfter an.“ Brüllend sprang der Motor an und innerhalb von Sekunden beschleunigten wir, warfen die Möbel zur Seite und brachen aus dem Innenhof aus wie eine Muräne im Angriff auf ihr Opfer.
„Links den Grashang hoch,“ ich sprach betont ruhig, was nicht ganz leicht war, wenn einige hundert Ghulen einen direkt ansahen. Auch wenn sie nicht sahen, so sah es so aus. Auf der Straße kamen die nächsten, und es waren viele, viel mehr als ich zählen konnte oder auch nur abschätzen. Und dann war der wieder dieser vielstimmige Schrei, der aber so laut war, dass ich ihn kaum noch als Schrei aufnehmen konnte. Und es hörte sich an, als würde er weitergegeben, in jede verdammte Richtung.
„Lipps, MG Feuer, mach eine Schneise. Die Feuerstoß kam schon bei „Feuer“ und fegte durch die Reihen, als würde der Schnitter persönliche seine Sense einsetzten.
„Vollgas, Korbach, direkt auf dem Gas bleiben. Wir brechen durch.“ Der Turm drehte nach links ein weiterer langer Feuerstoß folgte. Jetzt waren sie wild. Wir walzten uns durch die liegenden Ghule, waren sie noch bewegungsfähig oder nicht und ich hatte das Gefühl Knochen unter meinen Füßen brechen zu fühlen. Ich sah, wie hinten etwas wegspritzte und versuchte zu ignorieren, was das war.  Abwehrfeuer vom hinteren Kampfraum begann. Auch dort ein langer Feuerstoß, als wir den Grashang viel zu langsam hochkrochen. Der Geruch nach Diesel und Verwesung ist eine widerliche Kombination.
„Turm zwei Uhr.“ Das war Richtung Süden.
„Korbach, halb rechts, die Straße entlang. Marschmarsch.“ Vor uns ein Parkplatz mit Autos, gut ein Dutzend und mit hunderten Ghuls.
„Lipps, HE, Freiräumen. Feuer.“ Eigentlich wollte ich Munition sparen, bei dem wie es derzeit lief würde ich noch eine Weile die BMK brauchen. Aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Wieder die sauberen Einzelschüsse. Ein Auto zerriss es und wieder wurden einige Irre in Flammen gesetzt.
„LINKS, auf zehn Uhr, achwas, auf neun bis elf Uhr!“ Ich sah in die angegebene Richtung als Lipps den Turm dahin drehte. Zwischen jedem der Häuser waren nun Irre und es waren unglaublich viele. Sie waren überall noch fünfzig, sechzig Meter von der Straße entfernt, aber auch nicht mehr.
„Lipps, HE verwende die Häuserwände. Feuer.“ Ich hörte so etwas wie ein Lachen, als der erste Schuss an die Südwand des ersten Gebäudes, direkt östlich des Parkplatzes, explodierte und den tötlichen Splitterregen entfachte. Wo das möglich war jagte sie Autos in die Luft, nahm die Wände und den Boden und verwandelte die Gegend in eine Hölle aus umherspritzendem Eisen und Steinsplittern.
Die Reihe dort vor uns war ohne erkennbares Ende und die griffen wir nun an. Wir rasten entlang des Straße Weinberg und um uns herum war Ghulland und sie waren überall.
„Lipps, freies Feuer.“ Der nächste Feuerstoß rottete eine Gruppe vor uns. Korbach walzte sie in den Boden. Dicht an einem Baum vorbei, halb rechts jetzt das bananenförmige Haus.
„Scharf rechts, Lipps, MG,  Durchgang schaffen.“ Der Panzer drehte ein und Lipps nutze die Drehung um, ohne eine eigene Bewegung des Turms, einen langen Feuerstoß durch die Reihen wandern zu lassen. Wenn ich schätzen würde, dann hat sie mit diesem einen Feuerstoß sicher fünfzig Ghule ausgeschaltet. Sie kamen von allen Seiten, unser Vor – und Nachteil. Dieser schnelle Richtungswechsel, damit kamen sie nicht zurecht. Wieder hinterließen wir eine Sauerei aus Knochen und verrottetem Fleisch. Hinten wurde der Feuerkampf geführt, wenn einzelne oder kleine Gruppen zu nah kamen. Ich sah auf die Uhr, fast zwanzig Uhr zwanzig. Scheiß-eng würde es werden.
„Jetzt links.“ Und der Panzer folgte unserer alten Spur, bei letzten mal waren wir deutlich leiser und vorsichtiger unterwegs gewesen, aber war auch nicht halb Ghulistan hinter uns her. Sie kamen nun von links, zwischen allen Häusern her, auch schon halb links vor uns. Und auch hier würde es eng werden. Lipps bemühte sich auch hier die Mauer zu verwenden, aber das war schwieriger bei den alten Villen und der Boden war Gras, sie schaltete noch einmal auf MG um, noch einmal hörte ich, wie durchgeladen wurde, dann spuckte das MG seine Grüße in 7,62mm wieder mit 900 Schuss pro Minute. Wir hatten das Rosenlabyrinth erreicht, ich ließ Korbach rechs einschwenken, ich hatte eine Idee. Verrückt, vielleicht, verschaffte uns aber ein paar kostbare Sekunden. Den Weg entlang, nur fünfzig Meter, dann links, schräg in den Mühlengraben rein. Links war zuerst im Wasser, dadurch kam die Welle nicht an den Luftschacht rechts. Schräg, konnte schief gehen, wenn der Grund zu matschig und zu wenig tragfähig war. Aber für die Entscheidung und die Verantwortung bekam ich teoretisch diese zwanzig Euro Sold im Monat. Ja, so hoch war der Sold für Reservisten – und das war ich – in dieser Zeit, in der unsere Regierung, vor dieser Katastrophe, gut eintausend Milliarden von uns presste und trotzdem noch Schulden machte. Mit abfließendem Wasser zog Korbach den Bug rum, er war hart am Gas und wir waren durch. Grollend zog sich der siebunddreißig Tonnen Panzer ans Land. Es war zwanzig Uhr fünfundzwanzig.
„Zwischen die Häuser, Marschmarsch.“ Wir ruinierten eine Einfahrt, Zäune, Gärten, während wir hinter den Häusern her nach Süden rasten. Durch das Verschwinden zwischen den Häusern hoffte ich, dass die Ghule uns für ein paar Augenblicke verloren. Ich brauchte die Zeit für den Übergang.  Da, die Innerste zu sehen, gut, dass der Mond aufgegangen war und der Panzer sein Licht anhatte.
„Jetzt Links, die Innerste entlang.“ Wir hatten nur eine Chance, wenn wir die gleiche Stelle nahmen wie beim letzten Mal. Ich funkte nach Silberfuchs bekam aber keine Antwort. Ich versuchte es zwei, dreimal, aber noch immer nichts als sich der Turm meldete.
„Geier, hier Terrier, kommen.“ Ich war überrascht und bestätigte.
„Hier Terrier, können Silberfuchs auch nicht mehr erreichen, Frage haben sie den letzten Funkspruch mitbekommen zwecks Reinigung…Bombadierung von Hildesheim, kommen.“
„Euer Morsen haben wir gesehen. Bombe um 21 Uhr, kommen.“
„Korrekt, seid ihr da raus? Kommen.“
„Negativ, wir sind am Übergang, versucht Silberfuchs für uns zu erreichen. Wir brauchen dreißig Minuten mehr, scheiße, fünfzehn reichen schon, kommen.“
„Verstanden, Ende.“ Wir hatten den Übergang erreicht. Der Panzer bremste, drehte sich zum Wasser, man konnte die Spuren des letzten Males gut erkennen.
„Luken bleiben offen hinten. Korbach runter. Das gibt uns zwanzig Zentimeter. Ich leite dich von hier oben.“ Er nickte und ich hörte, wie der Sitz runterrauschte und die Luken verschlossen wurde.
„Langsam vorwärts marsch.“
„Geier, Geier, hier Silberfu…, hier Silb…uchs, ko…en, kommen.“ Wieso auch immer, der Funk war über den Bereich Hildesheim, zumindst in Nordrichtung arg gestört.
„Silberfuchs, nehme sie schwach auf, kommen.“
„Hier Silberfuchs, ich … auch. Gut das … noch da sind. Wollte ….. scho… abschreiben, kommen.“
„Hier Geier, haben Pilotin geborgen. Eine Überlebende. Ich wiederhole, eine überlebende Pilotin geborgen. Schwer verletzt, vermutlich innere Blutungen. Brauche Evac, ASAP. Kommen.“
„Langsamer Korbach…ganz ruhig.“ Nicht ganz leicht sich um die zwei Dinge gleichzeitig zu kümmern.
„Hier Silberfuchs, …. verstanden verletz … Pilotin ge…gen, Rest unverständ…., kommen.“
„Pilotin geborgen, schwer verletzt, innere Blutungen, brauche Evac, brauche Evac, bestätigen sie, kommen.“
„Verstand…, schwer ver… Pilotin mit inne… Blutungen …. Not Evac, kommen.“
„Positiv, kommen.“
„Geier, wir … nicht zu…sen, dass …veränd…te Irren sich verbreit... Ich…gerade erfah…, dass diese Regierun…. ei… Virus versprüht …… modifizierten Virus aus dem Blut oder dem Gewebe der Irren. …. Fehlschlag …. bereinigt werden….Regierung … schnell entschi…. …. Hildesheim bombadieren……….thermo…trische……kom…..“ Ich verstand was er mir sagen wollte und na klar, ich war einer mal solch thermobaktrischen Bombe so gerade entkommen, und amüsierte mich ein bißchen über die Art wie er „Regierung“ betonte. Soviel Abscheu in einem Wort, das musste man erstmal hinbekommen und das Wort danach, gnädig im Rauschen des Äthers untergegangen war sicher ein übles Schimpfwort gewesen.
„Bestätige, Silberfuchs. Einsatz thermobaktrische Bombe. Wir lange haben wir? Kommen.“
„Einsatz…Uhr, nicht verschi…Regie…will …ort, kommen.“ Die Regierung bestand auf dem sortigen Einsatz verstand ich darauf. Es blieb bei einundzwanzig Uhr. Es war zwanzig Uhr achtundzwanzig.
„Langsam, Korbach.“ Der Panzer rollte ganz langsam ins Wasser hinein.
„Wir haben Feind auf dieser Seite des Mühlengrabens.“ Das war Trimbeck von hinten.
„Niederhalten Stuffs, dein Spiel.“
„Silberfuchs, wiederholen sie, kommen.“
„Ein…kommen.“
„Konnte sie nicht aufnehmen, kommen.“
„ZWO EINS ABWUR…WO..NS ABWU…, KOMMEN, KOMMEN.“ Ich sah wieder auf die Uhr, der Panzerbug war gerade unter der Wasseroberfläche verschwunden ich dachte an Murphys Gesetz.
„Langsam, Korbach, ganz langsam. Wir haben alle Zeit der Welt. Das holen wir hinterher leicht auf, ganz ruhig.“
„Geier, hier Turm, wir konnten den Funkspruch aufnehmen, Abwurf 21 Uhr, die Regierung hat dies entschieden. Wird nicht verschoben. Beeilt euch, kommen.“
„Was ist mit der Evakuierung unserer Verwundeten, kommen.“
„Warten sie, Ende.“ Der Bug kam langsam hoch, das Wasser floss zu den Seiten ab.
„Gut so, Korbach, ganz klasse, Man, sie bekommen irgendwann ihren Führerschein sicher noch. Ganz langsam weiter.“
„Geier, hier Turm, Silberfuchs fragt nach genauem Standort und Fahrtrichtung, kommen.“
„Terrier, Übergang über die Innerste, direkt nördlich des Sees, die sollen den Hubschrauber schicken, kommen.“
„Standort verstanden. Warten sie. Ende.“ Ich nickte leicht und konzentrierte mich auf den Übergang.
„Die Ghule nähern sich, werde gleich das Feuer eröffnen.“ Trimbeck von hinten.
„Soll ich helfen?“ Lipps von unten, ich entschied, erstmal nicht.
„Geier, hier Terrier, kommen.“ Ich bestätigte.
„Geier, Silberfuchs teilt mit, dass eine Evakuierung der Pilotin derzeit nicht erfolgen kann. Dies ist ihm untersagt worden. Kommen.“ Ich wusste, wer dahinter steckte. Die üblichen Verdächtigen, dass konnte man sicher sagen, ohne sich der Delegitimierung der Staatsmacht verdächtig zu machen.
„Verstanden Terrier, Ende.“ Es dauerte keine dreißig Sekunden, dann kam schon die nächste Nachricht und wieder von Terrier. Ich hatte zu tun, ging aber trotzdem dran.
„Geier, wir haben eine CH 53, die gerade bei Streitbuche Ladung abgeladen hat, die wollen sie sprechen. Melden sich als Nazgul eins, kommen.“
„Terrier, klar, nehme ich. Trennung, Nazgul eins, kommen.“ Keine Antwort, ein paar Sekunden später aber wieder der Leutnant.
„Geier, hier Terrier, die erreichen euch nicht. Funk in Nordrichtung funktioniert nicht. Wir leiten weiter. Kommen.
„Gut so, Terrier. Klären sie das mit der Besatzung ASAP. Teilen sie denen mit, dass ich eine schwer verletzte Pilotin habe. Ich bitte Not Evac Platz direkt an der Nordküste des Sees an, dort scheint ein Sandstrand zu sein. Keine hohen Bäume, keine Stromleitungen, da kann Nazgul eins landen. Kommen.“
„Hier Terrier, warten sie. Ende.“ Gut, zumindest noch kein „nein“.
„Geier, die CH 53 versucht es. Sie haben Treibstoff genug, haben aber eine No – Flight – Warnung erhalten. Sie dürfen nicht nach Hildesheim fliegen. Das scheint die aber einen Scheiß zu interessieren. Wann können sie am Strand sein, kommen.“ Ich sah nach vorne, wo sich der Panzer langsam weiterschob.
„Weniger als einsnull Minuten. Kommen.“ Ich sah auf die Uhr, zwanzig Uhr dreißig.
„Verstanden, warten sie, Ende.“ Heeresflieger, die waren leichter im Umgang und nicht nicht so abgehoben wie die Luftwaffe, dachte ich und auch, wie die amerikanischen Piloten ins Feuer geflogen waren, mit ihren UH – 60 Black Hawks und auch meine Kameraden rausgeholt hatten. Nicht einfach nur Piloten sondern harte Burschen, echte Kämpfer, die das Credo von dem "nicht zurücklassen" von Kameraden kannten und lebten.
„Langsam, Korbach, läuft gut. Noch ein paar Zentimeter. Ich hörte hinten wieder das Feuern der Handwaffen, nichts, womit ich mich beschäftigen konnte.
„Korbach, Vollgas!“ Der Motor röhrte auf und der Panzer rannte gegen die Böschung an. Das Wasser floss nur Zentimeter am Luftschacht vorbei, die Ketten griffen in die Böschung.
„Langsamer, gibt den Ketten Zeit Halt zu finden.“ Ich sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Nun, wir würden im Panzer eine Menge mehr abkönnen als die Infizierten. Ich musste nur weit genug weg sein vom Einschlagpunkt. Zwanzig Uhr fünfunddreißig. Der Panzer blieb stecken.